Fachtagung zur PIA-Ausbildung am Hermann-Gmeiner-Berufskolleg
HGB leistet Beitrag gegen den Fachkräftemangel
Emma ist der beliebteste Mädchenname in Deutschland. Fragt man Erzieher*innen oder Heilerziehungspfleger*innen könnte PIA bald diesen Platz einnehmen. PIA steht für die praxisintegrierte Ausbildung an den Fachschulen für Sozialpädagogik und Heilerziehungspflege.
Um zu klären, was es damit auf sich hat und welche Chancen und Herausforderungen damit einhergehen, hatte das Hermann-Gmeiner-Berufskolleg am Donnerstag zu einer Fachtagung geladen.
Schulleiterin Marlies Zimmermann-Schubert hob in Ihrer Begrüßung in der gut besuchten Aula hervor: „Wir gehen am HGB mit den Trägern der Region neue Wege, um dem Fachkräftemangel im Sozialwesen entgegenzuwirken“. Die Attraktivität der Ausbildung müsse hierzu weiter gesteigert werden, stellte sie heraus. Die Stärkung der PIA-Ausbildung sei dabei ein wichtiger Baustein der Fachkräfteoffensive des Bundes.
Im Rahmen der Tagung hatten die Besucher die Möglichkeit, im Unterricht zu hospitieren und an Fachvorträgen zur Struktur und Organisation der PIA-Ausbildung teilzunehmen. In ihrem Vortrag betonte Susanne Sistig, Abteilungsleiterin für den Fachbereich Sozialwesen, die Vorteile dieser Ausbildung für die Träger. Dazu zähle eine langfristige Personalplanung sowie eine bedarfsorientierte Ausbildung für die Einrichtung und die Studierenden.
Die PIA-Ausbildung bietet aufgrund einer anderen Ausbildungsstruktur eine enge Theorie-Praxis Verzahnung. So sind die Studierenden von Beginn der Ausbildung an zwei Tagen pro Woche in der Schule und die restliche Zeit in der Praxiseinrichtung. Hinzu kommt eine durchgängig tariflich geregelte Bezahlung für alle drei Ausbildungsjahre.
In der anschließenden Podiumsdiskussion tauschten sich Vertreter der Träger, Praxisanleiter*innen, Lehrkräfte, Studierende und der schulfachliche Dezernent der Bezirksregierung Bernd Lastering über die Chancen und Herausforderungen der PIA-Ausbildung aus. Für Bernd Lastering war klar: „Die Verzahnung von Theorie und Praxis ist optimal gegeben.“ Er wies aber auch auf Herausforderungen hin: „Praxisanleiter haben durch die PIA-Ausbildung eine andere Verantwortung. Der Kontakt mit den Studierenden ist intensiver und häufiger, dadurch ist auch die praktische Ausbildung anspruchsvoller. Das wird im System aktuell noch nicht berücksichtigt.“ Als weitere Herausforderung wurde vor allem von den Trägern die Finanzierung der Ausbildung thematisiert.
So stellte Frank Liebert, Geschäftsführer des SCI-Moers fest: „Pia ist die Ausbildung für Erzieher/innen der Zukunft. Da fühle ich mich in Moers sehr gut aufgehoben. Allerdings bekommen die Träger keinen Cent refinanziert und müssen einen PIA-Studierenden ausgehend vom eigenen Budget finanzieren. Wenn jetzt noch die Politik ihr „Geldsäckchen“ öffnet, bin ich zufrieden.“ Zustimmung erhielt er von Bernd Lastering: „Von schulischer Seite sind wir am Limit, was wir zur Bekämpfung des Fachkräftemangels tun können.
Es ist Angelegenheit der Träger, des Kinder- und Jugendministeriums und der Tarifparteien. Diese sind nun bei der Finanzierung gefragt und gefordert.“ Dennoch waren sich die Podiumsteilnehmer einig, dass die Chancen der PIA-Ausbildung überwiegen.
Gunnar Brock, Einrichtungsleiter des St. Barbara-Kinderheims der Caritas Duisburg, sprach von einer zukunftsweisenden Ausbildungsform und Andrea Weber, PIA-Beauftragte am HGB wusste von hochmotivierten Studierenden zu berichten. Sie hob aber auch hervor, „dass beide Ausbildungsformen in den Fachschulen gleichwertig nebeneinander stehen und so den Studierenden vielfältige, individuell zugeschnittene Angebote gemacht werden können.
Auch die derzeitigen Studierenden der PIA-Klasse kamen zu Wort. „Ich fühle mich hier sehr wohl. Schön finde ich, dass ich das, was man in der Praxis erlebt, direkt im Unterricht anwenden kann. Ich sehe Sachen so viel bewusster“, stellte Anne Opderbeck fest.